Der 2. Tag des Neujahrsfestes
Ursprünglich hatte ich vor, an jedem der 15 Festtage des Neujahrsfestes etwas zu den Ritualen zu sagen, die traditionell an diesen Tagen begangen werden. Sie alle haben zum Ziel, Gesundheit und Harmonie in sich und mit dem Umfeld herzustellen. Allerdings geht es dabei doch ziemlich in die Tiefe von Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus. Mir kam dann ein bisschen Bedenken, dass diejenigen unter Ihnen, die mich nicht kennengelernt haben, denken könnten, ich möchte Sie missionieren. Wer mich kennt, weiß, das liegt mir fern, jemanden auf meinen Weg zu ziehen, sondern es ist mir gerade ein besonderes Anliegen, jeden auf seinem Weg zu begleiten und ist mir dank meiner Ausbildung auch möglich.
Ein gesellschaftlicher Aspekt des 2. Tages des Festes, dem „Kai Nian“, dem „Beginn des Jahres“, ist, dass verheiratete Frauen (ausnahmsweise) Ihre Eltern besuchen. Im modernen Teil Chinas spielt das eine nicht mehr so große Rolle. Jedoch in den traditionelleren Familien gehört die Frau ab der Heirat der Familie des Mannes an. Die Eltern des Mannes gelten somit als ihre Eltern. Für die „Versorgung“ der Geburts-Eltern ist sie somit nicht mehr zuständig, das obliegt den Söhnen und deren Frauen. Da Chinesen Ihre Kinder und die Kinder ihre Eltern sehr lieben, ist der 2. Tag also ein großer Freudentag.