Tai Ji, Können und ‚Ist der blöd oder was?‘
Ich bin gerade zurück von der Riederalp. Ich habe dort in den vergangenen Tagen QiGong-Lehrer in TaiJi-QiGong ‚fortgebildet‘. Aber warum? Sollte ein Lehrer diese Übung nicht bereits können? Nimmt da nur der teil, der blöd ist und sich die Übung nicht merken kann?
Die Übung TaiJi-QiGong besteht schließlich aus nur 20 Figuren, die Ausbildung zum TaiJi-QiGong-Lehrer dauert 1 Jahr. In diesem Jahr wird intensiv trainiert. Ein Diplom bekommt von mir nur der, der die Übung versteht, gut ausführen kann, weiß, was er tut, was schädlich und was förderlich ist und das auch unterrichten kann.
Wenn wir sonst etwas lernen und bekommen ein Diplom dafür – wie ich zum Beispiel in der Physik – dann heißt das, wir ‚können‘ es.
Eine Fortbildung machen wir dann nur, wenn es etwas ‚Neues‘ gibt – neue Erkenntnisse gibt, die wir dazulernen möchten. Die Übung des TaiJi ist Jahrtausende alt, da gibt es keine neuen Erkenntnisse.
In der alten asiatischen Kultur ist das anders. Da ‚übt‘ Einer lebenslang an einer Sache. ‚Ja ist der blöd, oder was?‘ Nein, er taucht tiefer ein, kommt der Sache auf den Grund. Und er kommt sich auf den Grund. Verfeinert. Erlangt auf diese Art ‚Fähigkeiten‘.
Hier kommt das Wort ‚Gong‘, der zweite Teil des Begriffs ‚QiGong‘ zum tragen. Eines meiner Lieblingswörter. In der Übersetzung des traditionellen Schriftzeichens, also des Zeichens in seiner alten Form, bedeutet es gleichzeitig ‚Übung, Arbeit, Mühe, Erfolg, Können und Fähigkeiten‘.
Es lohnt sich zweifelsohne nicht alles ‚zu Üben‘. Ärgern, verzweifeln, ratlos sein zum Beispiel. Haben wir schon so oft gemacht, wird trotzdem nicht besser… Allerdings mit einem guten Lehrer ließe sich‘ alles üben. Sogar gekonnt ‚ärgern‘ 🙂