Die Begegnung
Sie begegneten einander auf dem Hotelflur. Es war das erste Mal, dass sie sich begegneten.
Ihre Schritte wurden immer langsamer, während sie aufeinander zugingen, den Blick sehr direkt aufeinander gerichtet.
Es war ihm nicht bewußt – sein Mund stand ein bisschen offen, aber das machte nichts, denn trotzdem, er sah edel cool und abenteuerlich aus. Er kam gerade von einer kleinen Tour zurück – Outdoorkleidung, dunkelblaue Daunenjacke, denn noch war es draußen morgens kalt.
Auch ihr Mund war leicht geöffnet. Ihre blonden Haare umspielten ein bisschen zerzaust ihren Hals und in ihrem hellblauen Kleid sah sie so frisch aus, wie dieser Frühlingsmorgen.
Sie standen. Jetzt nur noch einen Meter voneinander entfernt. Er streckte langsam den Arm nach ihr aus, Sie lächelte ihn freudig an. Aber da griff seine Mutter schon nach diesem Arm und zog ihn weiter. Ich schätze, er 1 1/2 und sie vielleicht 1 Jahr.
Ich als Beobachter dachte mir, wie schön, wenn wir Erwachsene uns stets auf so eine echte Art begegnen würden wie es Kinder tun. Mit Vorsicht, aber ohne Angst, ohne Getue, ohne jemand sein zu wollen, auf so eine freudig offene und ungekünstelte Art. Wir hätten ja eigentlich die Möglichkeit, uns zieht ja keiner weiter…