Das Dorf in der Stadt
Es ist Abend. Die Läden beginnen gerade zu schließen. Ich biege von der geschäftigen Hauptstraße, in der sich Läden und Restaurants aneinander reihen, ab in eine kleine Seitenstraße. Nach circa 3 Metern befinde ich mich in einer anderen Welt. Keine Leuchtreklame mehr, wenige Menschen, kleine Häuser… als hätte ich innerhalb weniger Schritte ein unsichtbares Tor von der Stadt in ein kleines Dorf durchschritten. Ein Hutong, wie diese alten Viertel Pekings heißen, ist tatsächlich wie ein kleines Dorf in der Stadt und manche der Hutongs sind auch noch ganz unentdeckt und ursprünglich.
Heute ist es kalt. Und nur deswegen begegnet mir niemand in Schlafanzughose mit dem Handtuch über der Schulter – auf dem Weg zum Waschhaus. Zwei kleine Häuser – getrennt für Männer und Frauen – mit Toiletten und Waschgelegenheiten, das sich üblicherweise mehrere Nachbarn teilen.
Die Architektur ist sehr alt und sehr schön. Kleine, teils schlichte, teils sehr kunstvoll gestaltete Hauseingänge, manche aber auch große Portale. Manches ein bisschen verfallen, aber auch das hat etwas. Hinter manchen – scheinbar kleinen Eingängen befinden sich große wunderschön begrünte Innenhöfe und weitläufige Wohntrackte – sogenannte Courtyards. Ja, das klingt ganz und gar nicht chinesisch und stammt aus der Zeit, in der die Engländer…
Ähnlich unserer Stuckelemente an europäischen Häusern, gibt es auch hier landestypische Fassadenelemente. Hier sind es Steinschnitzereien. Das findet sich hier im Hutong genauso, wie im Kaiserpalast. Ok, fast so, wie im Kaiserpalast…dort ist es noch kunstvoll glasiert.
Diese hier auf den Fotos befinden sich links und rechts von dem Eingang des Hutong-Hauses, in dem ich wohne. Wenn Sie genau hinsehen, können Sie auch die Deckenuntermalungen sehen, die für diese Art von Architektur typisch sind.
Leider hat die minderbegabte Fotografin das schöne Dach nicht mitfotografiert und möchte jetzt nicht mehr aus ihrem warmen Zimmer raus in die Kälte…